Daniel Aminati „Am Abgrund wachsen dir Flügel – Du scheiterst erst, wenn du aufgibst“
Ariston Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe
Es sind nur noch drei, vier Seiten, bis ich das Buch von Daniel Aminati „Am Abgrund wachsen dir Flügel“ zu Ende gelesen habe. Ich klappe es danach zu und fühle mich wie nach der letzten Episode meiner Lieblingsserie: Die Geschichte ist aus, die Unterhaltung beendet, und ich werde zurückgelassen mit einer Mischung aus Glückseligkeit und Ratlosigkeit, wie ich jetzt weitermachen soll. Mein erster Impuls ist, das Buch wieder auf Seite eins aufzuschlagen und von vorn zu lesen. Es wird aber mit der ersten Lesereise nicht vergleichbar sein. Ein anderes Buch in die Hand zu nehmen, fühlt sich genauso falsch an. Nichts wird so wie deine Autobiografie sein, Daniel Aminati. Nichts wird daran nahtlos anknüpfen können. Nein, ich muss erst einmal alles sacken lassen, was du mir da erzählt hast.
Die Autobiografie ist alles andere als eine seichte Abend-Unterhaltung. Da plätschert nichts dahin. Da wird nichts überzeichnet – weder in die dramatische noch in die romantische Richtung. Das ist Unterhaltung mit dem Puls des echten Lebens.
Daniel Aminati nimmt dich mit auf eine wilde Achterbahnfahrt, auf der du zwischen himmelhochjauchzend und zutiefst betroffen innerhalb weniger Seiten mit solchen Sätzen hin und her geschleudert wirst:
Damals führten meine Heimaufenthalte dazu, dass ich massiv an mir zu zweifeln begann. Sie bescherten mir Nächte, die der Horror waren. In denen ich auf einer Gefühlsachterbahn dahinraste. Es war eine Fahrt, die in jeder Kurve, bei jedem Überschlag und sogar bei den langsamen Anstiegen wehtat, ich wurde durchgerüttelt, bis mir schlecht wurde. Mich kotzte das Leben an, und ich kotzte zurück.
Am meisten Tiefe hat das Buch, wenn man selbstkritisch mit sich und offen für neue Sichtweisen ist. Nein, man muss nicht zuvor Stefanie Stahls Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ gelesen haben. Es reicht vollkommen aus, wenn einen solche Sätze von Daniel Aminati erreichen können wie:
Not entsteht nicht nur, wenn kaum Essen auf dem Tisch steht oder die Miete nicht gezahlt werden kann. Bittere Not, die dich zerfrisst, hat ihren Ursprung oft auch in Liebesmangel.
oder wie:
Aber was wir Kinder oft vergessen, aber das soll definitiv kein Freifahrtsschein für alle Erziehungsberechtigten sein: Eltern waren auch mal schutzlose Kinder. Auch sie mussten möglicherweise in jungen Jahren Verletzungen erleiden, die sie nie verarbeiten konnten.
Chapeau! Da ist dir etwas ganz Großes gelungen, Daniel Aminati. In einer Welt, in der sich Hass und Häme besser verkaufen als Sex(!), da konterst du mit Verzeihen, Loslassen, Es-gut-sein-lassen.
Und ich bin da völlig deiner Meinung, Daniel Aminati! Die Erkenntnis erreichte mich auch vor ein paar Wochen; und ich habe es gegenüber einer Freundin so formuliert: Wir erziehen unsere Kinder so wie wir von unseren Eltern erzogen worden sind. Wenn wir nicht bei uns selbst anfangen, werden wir unseren Kindern die gleichen Wunden zufügen wie wir sie in uns tragen.
Und während ich mich durch meine Kindheitserinnerungen wühlte und meine Erziehungsmethoden über Bord warf und vor einem Trümmerhaufen stand, trug mich die Gewissheit, dass danach alles wieder gut sein wird. Daniel Aminati hat dafür einen einfachen und treffenden Satz:
Der Versuch zu verstehen, dass meine Vergangenheit nicht gleichsam meine Zukunft sein muss, bestimmt meine Gegenwart.
Ich weiß genau, was du meinst, Daniel Aminati. Ich habe in den letzten Monaten oft erbärmlich geheult und geschluchzt, weil meine eigene Lage so verdammter Dreck war, und dabei zugleich gelächelt vor Dankbarkeit, weil Freunde bedingungslos zu mir gehalten haben, vor Hoffnung, dass alles bald wieder gut sein würde, wenn ich durch das tiefe Tal gegangen bin. Ja, du hast ja recht, wenn du schreibst:
Leiden will keiner, aber leiden ist das beste Mittel, um zu begreifen, was einen wahren Wert hat. Und gemeinsames Leid – ausgehalten, durchgestanden – bringt ganz besondere Schätze zum Vorschein: Heilung und Dankbarkeit.
Ganz genau, und lass mich noch ergänzen: Wertschätzung und Genügsamkeit.
Und am Ende geht es doch nur um die Ressourcen, die in einem stecken und einen jede miese Situation meistern lassen. DAS sind die Werte, die man seinen Kindern mit auf den Weg in die große weite, aufregende und herausfordernde Welt mitgeben sollte. Daniel Aminatis Gewissheit dazu lautet:
Nimm mir all mein Geld, meinen Status, meinen Job, das Wichtigste kann mir niemand nehmen, meinen größten Schatz, aus dem ich stetig schöpfen kann: die Geschichten meines Lebens, aus denen ich meine Erfahrung und meine Potenziale gesammelt habe, die mir gezeigt haben, wer ich bin, was ich kann und wofür ich stehe. Herz, Leidenschaft, Mitgefühl, Resilienz, Power und Verstand.
Daniel Aminati, du hattest mich schon seit der ersten Seite, aber verbunden fühle ich mich seit diesen Zeilen:
Ich nahm meine Zahnbürste, drehte den Wasserhahn auf und fing an, mir die Zähne zu putzen. Dabei blickte ich nach rechts unten und spürte, dass mein inneres Kind neben mir stand. Der kleine Daniel, ich muss ungefähr zehn Jahre alt gewesen sein, schaute mich ebenfalls mit einer kleinen Zahnbürste im Mund an. Ich fragte ihn, ob alles klar sei. Er blickte mich an und nickte und gab mir zu verstehen, dass alles prima sei. „Hey, weißt du was?“, sagte ich. „Du musst dir von jetzt an keine Gedanken mehr machen. Ich pass jetzt auf dich auf.“ Der Kleine nahm seine Zahnbürste aus dem Mund, schaute zu mir hoch und sagte: „Versprochen?“ Ich lächelte ihn an und antwortete: „Versprochen!“ Und zwinkerte ihm zu: „Und jetzt mach dich fertig, kleiner Mann, wir kommen sonst zu spät zum Frühstück.“ Dann blickte ich in den Spiegel und fing an, bitterlich zu weinen, denn zum einen wurde mir bewusst, wie lange dieser kleine Junge alleine herumgeirrt war, zum anderen war dies der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich Vater werden wollte. Alles wird gut.
Ganz ehrlich, ich würde dich gern mal auf einen Kaffee oder Tee treffen, Daniel Aminati.
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