Vereinbarkeit? Arbeitsmarkt mit Tücken

#dubistdemokratie: Warum fühlt sich das mit der Vereinbarkeit so mies an?

Wer meinen Blog verfolgt, der weiß um meine berufliche
Situation Bescheid. Für alle anderen fasse ich es kurz: Es läuft nicht. Seit
Ende meines Studiums suche ich einen Arbeitsplatz, bei dem ich lange bleiben kann und möchte. Einen Job, der mich
erfüllt, mich fordert und fördert. Gibt es den? Gibt es den für eine Mutter?

Anlässlich der Blogparade von Lauramache ich meiner Seele
mal wieder Luft und erzähle euch warum ich noch immer glaube, dass es eine
gerechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf in meinem Leben nicht zu geben
scheint.

Akademikerin, Mutter und Job?


Job Nr.1 – Praktikum mit Aussicht
Nach meinem Studium machte ich ein 3-monatiges Praktikum.
Damals wurde mir das Praktikum als Probearbeiten für eine Festanstellung
verkauft. Heute weiß ich, wie blauäugig ich war. Akademiker sind gut
ausgebildete und billige Arbeitskräfte. Es gab gar keine freie Stelle im
Unternehmen. 

Job Nr. 2 – Volontariat mit Selbsterkenntnis
Im Anschluss machte ich ein unterbezahltes, befristetes Volontariat bei einem
Großunternehmen. Hier ging ich freiwillig vorzeitig, da die Thematik mich nicht wirklich
interessierte und begann nahtlos in einer PR-Agentur zu arbeiten. 

Job Nr. 3 – die Wogen glätten sich
Anfangs war
alles gut – bis man selbstbewusster wurde und auch für seine Meinung einstand.
Doch eine eigene Meinung war nicht gefragt, sondern arbeiten für wenig Geld,
aber bis spät abends. Ich war jung und hatte keine Verpflichtungen und mir
machte das viele arbeiten nichts aus. Ich lernte viel – auch in der Hinsicht,
dass man Kollegen nicht über den Weg trauen sollte. Seit dieser Zeit versuche
ich Freundschaften im Beruf zu vermeiden. Nach zwei Abmahnungen wegen
Nichtigkeiten (Vorsicht: wenn ein Arbeitgeber dich feuern will, dann schafft er
das auch) beschloss ich schwanger zu werden. Ich war also unkündbar. Das fühlte
sich gut an. Doch zurück wollte ich nach der Elternzeit auch nicht. Nun begann
der Bewerbungsmarathon. #AGfromHell

Befristung – ein Wort das zum Alltag wurde

Ich hätte viele Stellen haben können – in Vollzeit! Eine Teilzeitmitarbeiterin
wollte niemand. Irgendwann bekam ich über Vitamin B einen Teilzeitvertrag
angeboten und war mega glücklich. Ein kleines Familienunternehmen, das mir
viele Freiheiten anbot und ich die Flexibilität lieferte, die benötigt wurde.
Leider konnte ich den Job nicht antreten, da mein Mann in Hamburg eine Stelle
angeboten bekam, die wir nicht ausschlagen konnten. 

Job Nr. 4 – Hamburg, die Großstadt mit vielen Möglichkeiten?

Ich fing in Hamburg bei
einer kleinen Agentur an zu arbeiten – befristet versteht sich. Es war eine
tolle Agentur. Klein, aber wie ein 2. Zuhause. Flexibilität wo das Auge hinsah.
Es machte mir sehr viel Spaß! #arschcoolearbeitgeber

Dann entschieden wir uns für Kind Nr. 2. Während der
Schwangerschaft vielen die Kunden weg und die Agentur strauchelte. Als ich aus
der Elternzeit zurückkam erhielt ich gleich am 1. Tag meine betriebsbedingte Kündigung. Ich fiel in ein schwarzes Loch… Auch, wenn ich sowas hätte ahnen
können, man glaubt doch immer, man macht dort weiter, wo man vor der
Schwangerschaft aufgehört hat.

Kündigung nach der Elternzeit

Ich war entmutigt. Bewerben mit einem Kind war schon fast
unmöglich, wie sollte es mit zwei Kindern laufen? Es lief sowas von nicht.
Unzählige Bewerbungen schrieb ich, machte ein Coaching, bildete mich 5 Monate
fort (Online-Weiterbildung) und ging zu Gesprächen. Aber immer wieder lief es
auf dieselbe Frage raus: Wie machen Sie das mit den Kindern? Hey, ihr wisst
doch, dass ich Kinder habe. Ich verheimliche nichts im Lebenslauf. Ich bin
Mutter. Stolz darauf. Ich wuppe meinen Tag, den meiner Kinder und bin daher
mehr als geeignet für eine Stelle, bei der es auf Strukturiertheit und
Zuverlässigkeit ankommt. Wie? Das bekommt ihr auch von einer nicht-Mutter? Klar
– aber ich mache euch den Job in weniger Zeit. Denn ich arbeite auf den Punkt.
Ich habe nicht endlos viel Zeit hinten raus. Da sind noch meine Kinder. Mmh,
nee, dann nicht.

Klar, das sind meine vermuteten Gründe, warum es bei so
manchen Gesprächen dann nicht für einen Vertrag gereicht hat, aber was soll der
Grund sein, wenn man 100 % auf den Job passt?

Ich jobbte neben der Fortbildung noch ein paar Stunden in
der Woche für eine kleine Agentur – unterbezahlt, wie immer. Aber so blieb ich
am Ball. 

Job Nr. 5 – Manager und derbe gut – NICHT

Nach 9 Monaten Durststrecke bekam ich einen Vertrag. Befristet.
Elternzeitvertretung. Der Job ist toll! Wunderbare Kollegen, eine fordernde
Arbeit. Ich schiebe Überstunden, erledige alles und viel mehr. Für was? Um nun
zu wissen, dass es keinen Folgevertrag geben wird. Gründe dafür? Keine
Äußerung. Aufstockung nicht gewünscht.

Die Zukunft für mich?

Leute, ich sag euch, es ist nicht leicht den Kopf nicht in
den Sand zu stecken. Es ist auch nicht leicht zu beschreiben, wie ich mich
fühle. Verarscht, wütend, verzweifelt, erleichtert… ich weiß es nicht. Mein
Coach sagte mal, es sei gut, wenn manche Dinge einige Zeit brauchen. Der
richtige Job wartet auf mich.

Es gibt zu wenig Teilzeitstellen bei uns. Die Unternehmen
entziehen sich der Verantwortung, weil sie können. Wenn mich jemand fragen
würde, ob meine Kinder meine Karriere blockiert haben? Dann antworte ich JA.
Trotzdem möchte ich sie nimmer missen. Sie sind mein Leben. Sie sind ein Teil
von mir. Und das sollen auch die Unternehmer da draußen hören. Sie bekommen
mich mit meinen Fähigkeiten, meine Loyalität und Engagement. Aber meine Kinder
stehen an erster Stelle. Sie gehören zu mir. Sie lasse ich mir nicht
schlechtreden. Meine Rentenpunkte könnt ihr mir wegnehmen. Meine Kinder nicht.
#dubistdemokratie

Mich sprach die Tage ein Bekannter auf meine Situation an und sagte, dann solle ich doch Vollzeit arbeiten gehen. Besser als nichts. Und wisst ihr was? Ich denke drüber nach. Die Konsequenzen sind mir bewusst. Es bedeutet, dass ich meine Kinder unter der Woche kaum oder gar nicht sehen werde, denn wir müssten eine Betreuung nach Kita und Schule beauftragen. Es bedeutet aber auch Absicherung – für mich und meine Kinder. Wenn es immer so einfach wäre…

Ein Job für die Vereinbarkeit

Wie das Schicksal manchmal so spielt, werde ich ab September einen neuen Job beginnen. Er hört sich toll an und ich freue mich auf die neue Aufgabe. Doch wieder einmal ist dieser aufgrund einer Elternzeitvertretung befristet. Aber ich habe dieses Mal ein sehr gutes Gefühl und lasse alles auf mich zukommen. Der jetzige Job war nicht umsonst, es ist immer alles für etwas gut. Noch fünf Tage muss ich dort arbeiten. Dann beginnt ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Eine neue Aufgabe, wie Kind und Karriere funktionieren könnte. Gerne lasse ich euch daran teilhaben.

Bis bald

eure Isa

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3 Kommentare

  • Oh nein, das wusste ich ja gar nicht und das tut mir echt super leid! Mir kommt es auch vor wie eine unendliche Geschichte! Zum Glück ist es jetzt erstmal kein Thema bei mir. Halte durch, ich bin sicher, irgendwann wird sich etwas finden, dass du ewig machen kannst! Ich persönlich finde gemein, dass einem die AG so den Lebenslauf verhunzen und man sich selbst dann immer wieder rechtfertigen muss!
    Kopf hoch! Ich drücke die Daumen für die nächste Stelle!

  • Hallo Isa, danke fürs Teile Deiner Geschichte. Mich treibt das Thema gerade sehr.
    Ich könnte mir vorstellen 6 Monate in Vollzeit zu arbeiten, ab dann hat man nach Teilzeitbefristungsgesetz Anspruch auf Teilzeit. Wenn das Unternehmen nicht zu klein ist. Könnte das eine Lösung sein?
    Übrigens erwähne ich weder im Lebenslauf noch im Interview, dass ich Kinder habe. Wenn mich niemand darauf anspricht, halte ich diese Information zurück. Es wird selten (leider) ein Argument FÜR mich sein. So ist das leider. Und daher handhaben ich das so.
    Alles Gute!

  • Liebe Isa,
    toller Artikel!!! Deine Schilderungen treffen haargenau ins Schwarze, branchenübergreifend. Schön, dass immer mehr Frauen den Mut haben, es auf den Punkt zu bringen. Danke dafür!! Halt die Ohren steif! #ichlassmichnichtunterkriegen
    Herzliche Grüße
    Iris

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