Kolumne: Abenteuer Auswandern {Teil 3}

Auswandern mit drei Kindern – Der Look-and-see-Trip {Teil 3}

Foto: Pixabay

„Wann sagen wir ‚es‘ den drei Kindern?“

„Später!“

“In Hamburch sacht man tschüss.”

„Noch nicht!“

 

Denn bevor es losgeht, muss ich erst einmal Thailand kennenlernen. Ich war ja noch nie dort.

Bei der VOX-Doku-Soap „Goodbye Deutschland!“ gibt es immer wieder Auswanderer, die auch noch nie zuvor in dem Land waren und weder die Sprache ‘geschweige denn’ genug Englisch sprechen. Manchmal haben einige ja auch überhaupt keine richtige Vorstellung, wie sie Geld verdienen sollen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Da haben wir das ein oder andere Mal vor dem Fernseher den Kopf geschüttelt.

Und jetzt sind wir die Auswanderer

Englisch sprechen wir. Thailändisch nicht!

Und Thailand kennt nur Marc.

Für letzteres gibt es den sogenannten „Look-and-see-Trip“. Das ist eine „Ortsbesichtigungsreise“, die Marcs Firma zahlt.

Nachtflug: Hamburg – Bangkok

Oh mein Gott, der Tag ist gekommen: Es ist Samstagabend und Marc und ich sitzen im Flugzeug, auf dem Weg nach Bangkok und es wird erst: Die Kinder sind bei den Großeltern und wir sind angespannt, denn es geht darum, in Thailand innerhalb einer Woche möglichst viele Entscheidungen für uns alle zu treffen. Entscheidungen, mit denen wir und die Kinder glücklich werden.

Können wir uns wirklich vorstellen, in Thailand zu leben? (Oder müssen wir die Notbremse ziehen und doch noch alles absagen!) Wo werden wir dort wohnen? Wo werden die Kinder zur Schule gehen?

Bangkok

Nach insgesamt 15 Stunden kommen wir Sonntag Mittags (Ortszeit) etwas zerknautscht in Bangkok am Flughafen an. Die Emigration bringen wir zum Glück relativ zügig hinter uns. Unser Hotel, das Marriot in Bangkok, hat uns einen Shuttleservice an den Flughafen geschickt, der mit Namensschild am Ausgang steht.

Es ist heiß und ungewohnt schwül, als wir den Flughafen in Bangkok verlassen und mit dem Fahrer zum Auto gehen. Er ist sehr höflich, spricht aber so gut wie kein Englisch. Er hält uns beim Einsteigen die Tür auf und mit der Klimaanlage im Auto ist es gleich wieder sehr angenehm kühl. Wir fahren zu unserem Hotel im Zentrum Bangkoks. Ein ungewohntes Straßenbild: überall Motorräder; Verkehrsregeln scheint es zu geben. Aber hält sich jemand daran?

 

Expat in Thailand

 

Im Hotel gönnen wir uns ein 3 Stunden „Nickerchen“. Der Handywecker klingelt gnadenlos und erinnert uns daran, dass wir den Jetlag besser überwinden werden, wenn wir jetzt aufstehen und einen Spaziergang durch die Straßen dieser gewaltigen Großstadt unternehmen. Und sie ist groß: Dreieinhalb mal so groß wie Hamburg.

Es fühlt sich an, als ob wir durch eine andere Welt laufen. Unglaublich “wuselig”: viele Menschen sind unterwegs. Sie laufen auf den überfüllten Gehwegen, anscheinend größtenteils von der Arbeit kommend, zu den öffentlichen Verkehrsmitteln oder versuchen sich auf den Straßen nach Hause durchzukämpfen. Die Fahrzeuge stauen sich: Motorräder schießen links und rechts an den Autos vorbei, um als erstes an der Ampel zu stehen.

Es liegen für uns fremde Gerüche in der schwül-warmen Luft. Das liegt auch daran, dass es auf den Gehwegen überall Verkaufsstände (die meisten mit Essen) gibt. Es macht Spaß durch diese andere Welt zu schlendern. Wir kehren in ein kleines Restaurant ein und genießen leckeres, viel zu scharfes, thailändisches Essen.

Zurück im Marriot gehen wir noch in die Rooftop-Bar des Hotels im 49. Stock. Dort gönnen wir uns zwei Cocktails, sind anschließend total „knülle“ und genießen die unglaubliche Skyline Bangkoks bei Nacht. Dabei weht im 49. Stock kein “Lüftchen”, was wir aus aus Hamburg so nicht gewohnt sind.

Hätten wir keine Kinder, wären Marc und ich ohne zu zögern sofort nach Bangkok gezogen. Aber mit Kindern?

 

Unser Programm während der Woche

Ist Bangkok ein gutes Umfeld für unsere Kinder?

In der kommenden Woche (morgen am Montag geht’s los) werden wir uns an drei Tagen mehrere Compounds (Wohnanlagen) und Schulen ansehen. Die Termine mit den Schulen hatten wir noch in Hamburg gemacht.

Drei weitere Tage benötigt Marc dafür, die zukünftigen Werke zu besichtigen. Er soll die Landesvertretung seiner Firma für mehrere Standorte in Thailand übernehmen. Die Standorte sind abhängig vom Verkehr 3-4 Autostunden voneinander entfernt: Das bedeutet sehr viel Fahrerei und das heißt auch, der Wohnort sollte möglichst günstig liegen, damit Marc die Kinder nach der Arbeit noch sehen kann.

 

Wie wird mein zukünftiges Leben aussehen?

Es ist bekannt, dass die Kinder bei einem Umzug ins Ausland meistens die geringsten Probleme haben. Der Partner oder die Partnerin des Expats hingegen hat oftmals die größten Sorgen mit sich selbst. Damit, dass man auf einmal nicht mehr arbeitet und sich im schlimmsten Fall in der Ferne langweilt bzw. sich nicht mehr gebraucht fühlt. Deshalb beschäftigen mich, neben der Frage, wie die Kinder sich im neuen Umfeld eingewöhnen, auch folgende Fragen:

Wie wird mein zukünftiges Leben aussehen? Gehe ich mit der Familie ans andere Ende der Welt und sitze alleine im schicken Haus, solange die Kinder in der Schule sind?

Während Marc die Werke besichtigt, werde ich rührend von der sehr netten deutschen Frau des jetztigen Stelleninhalbers aufgenommen:

An einem Tag nimmt sie mich mit zu ihrer Nachbarin, welche zum “Coffee-Chat” (einem wöchentlichen, morgendlichen Kaffeeklatsch) eingeladen hat. Dort lerne ich jede Menge hilfsbereite Frauen aus aller Welt kennen, die mich gleich sehr nett aufnehmen, mir ihre Hilfe anbieten und sogar Email – Adressen mit mir austauschen.

Am nächsten Tag schlendern wir in Bangkok gemeinsam durch eine große Shopping Mall und sie zeigt mir, wo ich “alles Mögliche” kaufen kann.

Zur nächsten riesengroßen Shopping Mall fahren wir zwei Stationen mit dem “Skytrain” und trinken dort einen Kaffee. Ohne meine Begleiterin würde ich mich in der Mall schlichtweg verlaufen! Shoppen ist in Asien offensichtlich sehr wichtig. Billig sind die Sachen hier allerdings nicht.

Weiterhin zeigt sie mir Supermärkte und wo man dort Dinge des täglichen Lebens kaufen kann: Welche Milch und Butter, welches Brot und Waschmittel sind am besten? Das sind zu viele Informationen, die ich mir nicht alle merken kann.

Denn zunächst einmal sind wir ja in erster Linie wegen der Schule und unserem zukünftigen Haus hier.


Internationale Schulen

Alle drei internationalen Schulen machen während den Besichtigungsterminen einen sehr guten Eindruck. Abgesehen davon, dass eine Schule mit Palmen auf dem Schulhof ganz anders wirkt als eine Schule in Deutschland, gibt es auch ein paar wesentlichere Unterschiede: Es gibt in Thailand keine deutsche Schule, nur eine schweizer Schule, die aber sehr ungünstig liegt. Die Schulen, die in Frage kommen, sind englischsprachig und folgen britischem oder amerikanischem Curriculum. Das bedeutet aber auch, dass die Kinder mit fünf Jahren eingeschult werden und nicht mit sechs. Auch die Kitas sind mit der Schule unter einem Dach und machen einen sehr guten Eindruck.

 

Auswandern mit Kindern

 

Bei allen Schulen gibt zwei Lehrer pro Klasse: Einen Klassenlehrer und einen Assistenzlehrer. Alle sagen, sie holen jedes Kind auf dem Level ab, auf dem es gerade ist. Allerdings kommen die Kinder in die Altersgruppe, die ihrem tatsächlichen Alter entspricht. Der in Deutschland gerade frisch eingeschulte Richard würde ab sofort in die 2. Klasse kommen. In Fördergruppen wird Englisch- oder Mathe-Nachhilfe gegeben bis die Kinder den Stoff aufgeholt haben.

 

Häuser

Wie sehen die Wohncompounds aus? Wie lange müssen die Kinder vom Compound zu Schule fahren? Bekommen wir einen vernünftigen Standard und genügend Schlafzimmer für drei Kinder?

Die Maklerin (sie nennt sich hier: „Relocation Agent“) zeigt uns mehrere Häuser in Bangkok, Pattaya und Rayong. In den Compounds sind wir angemeldet und so laufen dort bereits die Klimaanlagen, als wir die Häuser betreten. Somit geht es vom klimatisierten Auto in ein klimatisiertes Haus. Mit dem Auto vorfahren, nur noch aussteigen und ins Haus gehen zu müssen, hört sich sehr komfortabel und einfach an. Gejetlagt und in dem ungewohnten Klima ist es allerdings wahnsinnig anstrengend (kein Urlaub) für uns.

 

Expat in Thailand

 

Entscheidungen

Am besten gefällt uns ein sehr schönes Haus mit Pool in einem kinderfreundlichen Compound, in dem ca. 35 Familien mit Kindern leben. Das Compound befindet sich am Rand von Pattaya, direkt neben der Internationalen Schule, die wir uns angesehen und in die engere Auswahl gezogen haben. Die Schule und das Compound liegen in einer idyllischen Landschaft mit saftig grünen Feldern und Palmen.

Pattaya hat aufgrund des „Ballermanntourismus“ im Zentrum einen schlechten Ruf, aber die Schule hat einen guten und das Compound liegt 20 Minuten (über die Autobahn) vom Zentrum Pattayas entfernt. Auch sehr positiv ist, dass Pattaya aufgrund des Tourismus und zahlreicher Expats viele Einkaufsmöglichkeiten, u.a. eine verhältnismäßig große Auswahl an Brot hat. Die Supermärkte in Rayong können da nicht mithalten.

Und nochmals sprechen wir darüber, dass wir ohne Kinder sofort nach Bangkok gezogen wären. So aber muss man sagen, ein Haus mit Garten und Kinder in der Nachbarschaft, ist das, was wir wollen. Und auch der Fahrweg vom Compound zu den verschiedenen Standorten ist für die Marc ideal.

Marc sagt: „Ich gehe nirgendwo hin, …ohne euch!“ und meint damit, dass er keine Fernbeziehung führen will, auch nicht für kurze Zeit. Er will auf keinen Fall vor uns nach Thailand gehen, um dort zu arbeiten bis das neue Schuljahr für die Kinder beginnt. Somit werden wir während des Schuljahres wechseln.

 

Rückkehr nach Hamburg

In den letzten Tagen haben wir viele Eindrücke gesammelt und führen auf dem Rückflug intensive Gespräche. Auch darüber, wie und wann wir es unseren drei Kindern sagen.

Und wir kehren nochmals ins sehr viele kühlere Hamburg zurück, um folgende Dinge zu tun: Meinen Job zu kündigen und den Umzug zu organisieren. Und um anschließend nach Thailand auszuwandern.

 

Wieder zu Hause

Es ist so schön, zurück bei den Kindern zu sein. Die Wiedersehensfreude ist so groß.

Wir sitzen mit unseren drei Kindern Max, Richard und Charlotte, auf dem Sofa in unserer Wohnung und beichten Ihnen unsere Umzugspläne. Unsere beiden Jungs, Max und Richard (7 und 6 Jahre), sagen: „Ok, wenn ihr sagt, dass ist gut, dann machen wir das!“

Als sie das sagen, kommen mir die Tränen. Die beiden sind so süß!

Charlotte ist mit ihren 2 Jahren ja eh noch zu klein. Man kann also sagen: Sie war bei dem Gespräch anwesend und kommt einfach mit.

 

 

In 2 Wochen erfahrt ihr in {Teil 4} dieser Kolumne, wie es bei der 5-köpfigen Familie weitergeht. Ich kann euch nur so viel verraten – es wird wieder sehr spannend.

Habt ihr schon einmal mit dem Gedanken gespielt auszuwandern? Oder habt ihr es getan? Wenn ihr einen Platz für eure Geschichte sucht, schreibt mich gerne an. 


Bis bald

eure Isa

2 Kommentare

  • Wir haben noch nie wirklich mit dem Gedanken gespielt auszuwandern. Ich finde es aber wahnsinnig spannend zu lesen, wie ihr an die Sache rangeht. Ich wünsche euch das Allerbeste – und bin schon total gespannt auf den nächsten Teil deiner Kolumne. 🙂

    Liebe Grüße,
    Sarah

  • Vielen Dank, liebe Sarah!
    Ich freue mich auch schon auf den nächsten Teil meiner Kolumne. 🙂

    Ein guter Freund mit Expat-Erfahrung riet mir vor Abflug, ich müsse die Erlebnisse aufschreiben, denn irgendwann realisieren wir kaum noch, wie anderes das Leben in Thailand ist. Besonders schnell ginge das bei den Kindern, für die es schon nach ein paar Tagen völlig normal ist, einen Fahrer zu haben. 😉

    Grüße aus Thailand
    Deine Jenni

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