Interviewreihe: „Mama, hast du noch ein Hobby?“
Mannschaftssport war gestern – heute wird genäht
Endlich geht meine Interviewreihe in die nächste Runde und ich freue ich euch heute Julia aus Hamburg im Interview vorzustellen. Sie näht, joggt und? Hier erzählt sie, wie sie ihre Zeit einteilt und welche Hobbys sie mit Sohnemann noch bewältigen kann.
Ich bin Julia, 34 und im Leben 1.0 Redakteurin bei einer
Tageszeitung. Ich lebe mit meinem fast zweijährigen Sohn und meinem Mann im
Norden von Hamburg. Kurz bevor Jo auf die Welt gekommen ist, habe ich meine
alte Nähmaschine aus dem Keller meiner Eltern geholt und angefangen Dekoration
fürs Kinderzimmer zu nähen. Ich habe nämlich den zuweilen sehr anstrengenden
Spleen, dass alles zusammenpassen muss und das gab es nicht so zu kaufen, wie
ich mir das im Kopf ausgemalt habe. Also musste ich selbst ran. Aus Deko wurde
Kleidung und ein halbes Jahr später begann ich zu bloggen – über das Nähen. Der
Blogist nach meinem Sohn benannt und inzwischen ein gutes Jahr alt.
Welche Hobbies hattest du, bevor du Kinder bekommen hast?
Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie und so gehörte
vor allem Tennis zu meinem Leben dazu, noch bevor ich den Schläger richtig
halten konnte. Ich habe aber auch jeweils eine Zeit lang Basketball und Fußball
gespielt. Dass ich die Hobbys jetzt nicht mehr habe, hängt allerdings nicht
mit Jo zusammen. Einige Jahre zuvor haben mein Mann und ich beruflich die
Heimat verlassen. Und wie es mit Mannschaftssportarten so ist: es ist kein
einfacher Schritt, sich einer neuen Mannschaft abzuschließen. Und so ging ich
Joggen, Rad fahren oder zu Fitnesskursen.
Was hat sich für dich verändert, seitdem du Mama geworden
bist?
Vermutlich erwarten viele jetzt hier die Antwort: Alles. Auf
einer bestimmten Ebene ist das natürlich so. Jo bereichert mein Leben jede
Minute, die wir zusammen sind. Selbst in seinen allerschlimmsten Wutphasen
schaffe ich es meistens, diesen Gedanken nicht aus dem Sinn zu verlieren. Aber
in vielen Bereichen hat sich mein Leben kaum verändert. Ich bin vor Jos Geburt
in Vollzeit berufstätig gewesen und bin es jetzt auch. Jo ist Spätschläfer und
Spätaufsteher (für Kinderverhältnisse) und passt damit super zu meinem
Bio-Rhythmus. Ich war vorher ein spontaner Mensch mit Hang zum Chaos und großem
Improvisationstalent und bin es heute auch – wenn es natürlich heute viel
wichtiger ist, alles trotzdem im Griff zu behalten. Wenn ich mich mit
Freundinnen verabreden möchte, dann klappt das. Meistens ist es sogar nicht
schwieriger als für Freundinnen, die keine Kinder haben. Denn Termine haben
auch die irgendwie immer…
Julia mit Sohn Jo |
Hast du noch Hobbies? Wenn ja, wie schaffst du sie zeitlich
auszuüben?
Mein Hobby ist das Nähen. Das habe ich schon als Jugendliche
gehabt, dann aber viele Jahre aus den Augen verloren. Abitur, Studium, Arbeiten
– ich hatte weder Zeit noch Lust, mich an die Maschine zu setzen. Kurz nachdem
Jo auf die Welt kam, hat mich das Fieber dann wieder so richtig gepackt. Und
seitdem nähe ich fast jeden Abend – oder ich blogge darüber. Die Zeit für mein
Hobby finde ich abends, nachdem Jo im Bett ist. Das ist wieder so etwas, das
vorher auch nicht anders war. Ich habe immer bis in den Abend hineingearbeitet.
Hobbies konnte ich meist nur abends machen – oder an den Wochenenden.
Hast du Unterstützung?
Ja von meinem Mann, vor allem moralisch – und das ist bei
meinem Hobby-Modell im Endeffekt das Wichtigste. Ich nähe selten tagsüber, wenn
Jo wach ist. Da will ich Zeit mit ihm haben und er soll etwas von mir haben. Da
würde ich ihn ohnehin ungerne allein beim Papa parken, damit ich mich um mein
Hobby kümmern kann. Die Großeltern kommen nicht infrage, da sie einige hundert
Kilometer weit weg wohnen. Oma-Opa-Tage gibt es bei uns also nie. So bleiben
eben die Abende. Und an denen muss mein Mann bereit sein, nicht allzu viel von
mir zu haben. Aber damit kommt er ganz gut klar. Sonst wäre es sicher sehr
schwierig.
Nähen am Abend, wenn Jo schläft |
Haben sich deine Interessen verändert, seit den Kindern?
Eigentlich nicht. Vielleicht sehe ich sehr viel weniger
Fernsehserien. Aber das ist sicher nicht das Schlechteste…
Welche Hobbys eignen sich gerade mit kleinen Kindern,
welche eher nicht?
Ich finde, dass sich Hobbies gut eignen, die man entweder
mit den Kindern machen kann, wie Radfahren zum Beispiel. Oder Hobbys, die sich
mit Uhrzeiten vereinbaren lassen, in denen die Kinder im Bett sind. Alles
andere geht sicher auch, wenn man gut organisiert ist und Unterstützung hat.
Ihr seht, alles ist möglich! Mit dieser Interviewreihe möchte ich Anregungen und Mut machen, dass es auch mit Kindern möglich ist, einem Hobby nachzugehen. Welches das ist, das ist natürlich von der Konstellation und dem eigenen Umfeld abhängig. Schaut euch im Portfolio dieser Interviewreihe einfach um, vielleicht entdeckt ihr euer Traumhobby.
Wenn auch du dabei sein möchtest, dann schreib mir einfach eine E-Mail an: isa (ät) larilara.de
Ich freue mich auf dich.
Bis bald
eure Isa
2 Kommentare
Sehr sympathisch und interessant!
Danke, liebe Nadine!